Die Region Kurdistan kann auf eine lange und reiche Geschichte zurückblicken. Seit dem Zerfall des Osmanischen Reichs und dem darauffolgenden Widerstand gegen die britische Herrschaft strebte die kurdische Bevölkerung des Irak nach Anerkennung. Im Laufe der Jahrzehnte kämpften die irakischen Kurden für ihre Grundrechte, während sie Unterdrückung, Verfolgung und gewaltsamen Angriffen ausgesetzt waren. Diese erreichten mit der al-Anfal Kampagne und den Giftgasattacken auf die Stadt Halabja ihren Höhepunkt. In den letzten 20 Jahren ist Kurdistan aus dem Schatten seiner Vergangenheit herausgetreten und hat sich zu einer aufstrebenden demokratischen Region entwickelt.
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- 1910er Die „Kurdenfrage“, also die Frage nach einem speziell kurdischen Gebiet, kam erstmals mit der britischen Besatzung des Irak während des ersten Weltkrieges und dem geheimen Sykes-Picot Abkommen aus dem Jahr 1916 auf, welches das Osmanische Reich in britische, französische und russische Einflusssphären teilte.
Als Woodrow Wilson 1918 sein 14 Punkte-Programm vorstellte und dabei insbesondere auf die Wichtigkeit der Selbstbestimmung aller Nationalitäten des ehemaligen Osmanischen Reiches verwies, begannen kurdische Führer auf einen unabhängigen kurdischen Staat zu hoffen.
1918 wurde Scheich Mahmoud (al-Hafeed) Barzinji, einer der wichtigsten kurdischen Stammesführer in Sulaimani, zum britischen Repräsentanten für das Gebiet ernannt. Während die Briten der Überzeugung waren, dass die kurdische Bevölkerung ein integraler Bestandteil eines zukünftigen irakischen Staates sein sollte, befürworteten Barzinji und andere wichtige Stammesführer einen eigenen, unabhängigen Staat Kurdistan. Nachdem sich die Differenzen zwischen Barzinji und den britischen Behörden immer stärker manifestierten, wurde der Scheich abgesetzt. Dazu inspiriert die britische Vorherrschaft zu bekämpfen, gründete Barzinji im Anschluss eine eigene kurdische Armee und rief sich im Mai 1919 selbst zum König eines neuen „Königreich Kurdistan“ aus. Innerhalb eines Monats wurde der kurdische Aufstand jedoch niedergeschlagen und Barzinji ins Exil geschickt.
- 1920er Um den Frieden nach dem ersten Weltkrieg zu sichern, wurde 1920 der Vertrag von Sèvres zwischen dem Osmanischen Reich und den alliierten Mächten unterzeichnet.
Der Vertrag teilte das Gebiet des Osmanischen Reiches und sah dabei einen unabhängigen, kurdischen Staat im Gebiet der heutigen Türkei vor. Die irakischen Kurden sollten die Möglichkeit erhalten, diesem später beizutreten. Mit dem Anwachsen türkischer, nationalistischer Kräfte unter Kemal Atatürk und dessen Ablehnung des Vertrags von Sèvres, mussten jedoch neue Verhandlungen aufgenommen werden.
1923 wurde schließlich der Vertrag von Lausanne unterzeichnet, um den Vertrag aus dem Jahr 1920 zu ersetzen. Das neue Abkommen erkannte Atatürks Türkische Republik an, der zuvor vorgesehene unabhängige, kurdische Staat wurde jedoch nicht mehr erwähnt. Stattdessen sollte die kurdische Bevölkerung in den Irak, Iran, Syrien und die Türkei integriert werden. Unzufrieden mit der Teilung der kurdischen Gebiete, verlangte die türkische Regierung eine Eingliederung der kurdischen Gebiete des Irak in die Türkei. Aufgrund der reichen Ölvorkommen in der Region um Mosul, war Großbritannien jedoch nicht bereit die Kontrolle über diese Gebiete aufzugeben. Im Jahr 1925 definierte eine Kommission des Völkerbundes eine Grenzlinie zwischen dem Irak und der Türkei, welche die kurdisch dominierten Gebiete um Mosul zu irakischem Territorium machte. Mit dem Beitritt des Irak in den Völkerbund 1932 endete auch das britische Mandat.
Während der gesamten 1920er Jahre kämpfte die kurdische Bewegung weiter für Freiheit und Autonomie. Als Scheich Mahmoud Barzinji aus dem Exil zurückkehrte, übernahm er die Führung und Organisation der kurdischen Aufstände gegen die Briten. 1922 erklärte sich Barzinji ein weiteres Mal zum König des „Königreich Kurdistan“. 1924 wurden jedoch die Peshmerga, kurdische Kämpfer, von britischen Truppen bezwungen und Barzinji musste ein weiteres Mal ins Exil, aus dem er erst 1930 zurückkehrte.
- 1930er Nachdem Barzinji besiegt und ins Exil geschickt wurde, starteten Scheich Ahmed Barzani und sein jüngerer Bruder Mustafa Barzani einen weiteren Aufstand.
Beide kommen aus dem Barzani-Stamm der Barzan Gegend im nördlichsten Teil Kurdistans, und kommandierten bald darauf die Peshmerga während des kurdischen Befreiungskampfes, bis Mustafa Barzani nach und nach die Führungsrolle einnahm.
- 1940er Während der 40er Jahre setzte Mustafa Barzani den Kampf für kurdische Autonomie fort. In mehreren Gefechten besiegten Barzanis Kräfte die irakische Armee und konnten so ihre Kontrolle über die kurdischen Gebiete des Irak ausbauen.
Trotz des wachsenden Drucks auf die irakischen Truppen waren Barzanis Verhandlungen für Autonomie und die Freilassung verhafteter Peshmerga nicht erfolgreich. Als das irakische Kabinett 1944 zurücktrat, unterbrach die neue Regierung alle laufenden Verhandlungen. Der Kampf um Autonomie wurde jedoch unter Mustafa Barzani, als Befehlshaber der kurdischen Kräfte, fortgeführt.
1945 wurde die Rizgari Kurd („Kurdische Freiheitspartei“) gegründet. Ein Jahr später entstand aus einem Zusammenschluss mit einer weiteren politischen Partei, Hiwa, die Demokratische Partei Kurdistans (KDP), die sich dem politischen Kampf für die Autonomie Kurdistan-Iraks verschrieb. Mustafa Barzani wurde im Exil zum Präsidenten der neuen KDP ernannt.
Gleichzeitig erhielten die iranischen Kurden unter der Leitung Qazi Muhammads, Führer der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (KDP-I), Unterstützung von sowjetischen Kräften in ihren Bemühungen um Anerkennung. Zusammen mit Mustafa Barzani etablierte Qazi Muhammad 1946 schließlich die Kurdische Republik von Mahabad im Nordwesten des Iran, ein Gebiet, das während dem zweiten Weltkrieg von den Alliierten besetzt worden war. Als sich die sowjetischen Truppen jedoch zurückzogen, wurde auch die Republik Mahabad nur wenige Monate nach ihrer Gründung gestürzt. Qazi Muhammad und andere Führer wurden exekutiert, Barzani, seine Unterstützer und zahlreiche Peshmerga gingen ins sowjetische Exil.
- 1950er Mitte der 1950er Jahre begann die KDP zunehmend die Idee einer demokratischen Republik Irak anstelle einer Monarchie zu befürworten.
Als Abd al-Karim Qasim und seine „Freien Offiziere” die irakische Monarchie 1958 stürzten, unterstützte die KDP die neue Regierung und hoffte auf eine Verbesserung der Situation für Kurden. Mustafa Barzani wurde eingeladen aus dem Exil zurückzukehren und setzte sich fortan für den Aufbau eines neuen Irak ein. Auch die interimistische Verfassung bezog sich auf Kurden und Araber als Partner in der neuen irakischen Nation.
- 1960er Die 1960er waren durch eine Reihe von Machtwechseln und politischer Instabilität im Irak gekennzeichnet. Wachsende Differenzen zwischen Mustafa Barzani und Qasim führten 1961 zum Ausbruch des Kurdisch-Irakischen Krieges.
Bis 1963 führten Qasims Truppen heftige Bombenangriffe auf kurdische Dörfer durch, um die Befreiungsbewegung zu schwächen. Als Qasim 1963 gestürzt wurde, begann die neue pan-arabistische Regierung Verhandlungen mit den Kurden zu führen. Nach nur neun Monaten wurde jedoch auch diese Regierung gestürzt und die zwei Brüder Abdul Salam und Abdul Rahman Arif übernahmen die Macht. Eine Phase der Verhandlungen und militärischer Operationen gegen die kurdische Bewegung folgte. Nach dem Versagen einer irakischen Militärkampagne, die von 1965 bis 1966 angedauert hatte, wurde den Kurden ein 12-Punkte Friedensprogramm präsentiert, das Wahlen, Amnestien, Entschädigungszahlungen und eine begrenzte Selbstverwaltung vorsah. Dieses Friedensprogramm wurde jedoch obsolet, nachdem 1968 das Arif-Regime gestürzt wurde und ein neues Baath Regime unter der Führung von General Ahmed Hasan al-Bakr nachfolgte.
Mustafa Barzani, der nach wie vor die Führungsrolle der kurdischen Bewegung einnahm, strebte weiterhin nach Demokratie für den Irak und Autonomie für Kurdistan. Mit dem wachsenden Konflikt zwischen dem Iran und Irak wuchs auch die Unterstützung des Iran für die kurdische Bewegung, wie auch der Druck auf den Irak eine Lösung mit Barzinji und der Befreiungsbewegung zu finden.
- 1970er Die anhaltenden Forderungen nach kurdischer Autonomie zwangen das Baath Regime schließlich in neue Verhandlungen mit Mustafa Barzani zu treten. Nach dem Ende des ersten Kurdisch-Irakischen Krieges trafen sich Saddam Hussein, damals Vizepräsident des Irak, und Mustafa Barzani, um die kurdischen Forderungen zu besprechen.
Eine eigene Kommission, bestehend aus Arabern und Kurden wurde eingesetzt, um die Grenzlinien einer zukünftigen autonomen Region Kurdistan festzulegen. Im März 1970 wurde schließlich ein Abkommen unterzeichnet, laut dem die Provinzen Duhok, Erbil und Sulaimani innerhalb von vier Jahren in de facto autonome Gebiete unter kurdischer Kontrolle umgewandelt werden sollten. Das Abkommen hielt auch fest, dass sich das irakische Volk aus Arabern und Kurden zusammensetzt. Folglich wurde kurdisch als offizielle Sprache in Gebieten mit einer kurdischen Mehrheit anerkannt, und sollte fortab in Schulen als zweite Sprache neben Arabisch gelehrt werden. Das Abkommen räumte den Kurden das Recht ein, kurdische Jugend-, Studenten-, Frauen- und Lehrerverbände zu gründen. Es gab darüber hinaus das Versprechen, die autonome kurdische Region bei ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen. Des Weiteren wurde den Kurden das Recht zuerkannt, sich an der Bundesregierung zu beteiligen und eine Quote wurde eingeführt, die die Besetzung hochrangiger Positionen mit kurdischen Vertretern gewährleisten sollte.
Dennoch gestalteten sich die irakisch-kurdischen Beziehungen bald wieder als schwierig, da die irakische Regierung trotz des Abkommens aus dem Jahr 1970 Arabisierungsprogramme in umstrittenen Gebieten, wie zum Beispiel Kirkuk, fortführte. Ein versuchter Mordanschlag auf Mustafa Barzani im September 1971 trug zu einer weiteren Verschlechterung der Beziehung zwischen Bagdad und den kurdischen Führern bei. Weiter Angriffe auf die Kurden folgten und die vierjährige Implementierungsperiode des Abkommens verstrich. Im März 1974 formulierte die Baath Regierung schließlich unilateral einen Entwurf für ein neues Autonomiegesetz. Die KDP, unter der Führung Barzanis, lehnte diesen ab, da er ohne kurdische Beteiligung formuliert worden war und wesentliche Zugeständnisse aus dem 1970er Abkommen nicht enthielt. Dieses Ereignis stellt den Beginn des zweiten Irakisch-Kurdischen Krieges dar.
Mit Unterstützung des Schah von Persien konnten die Peshmerga bald Vorstöße gegen die irakische Armee erzielen. Um die persische Beteiligung zu beenden, bot das irakische Regime dem Schah einen Kompromiss im Konflikt über die Shatt Al-Arab Wasserstraße an. Das Abkommen von Algiers im März 1975 besiegelte diese Übereinkunft und die persische Unterstützung kurdischer Peshmerga endete abrupt. Kurze Zeit nach der Unterzeichnung des Abkommens, bezwang die irakische Armee die kurdische Bewegung. Mustafa Barzani und andere kurdische Führer wurden gezwungen ins Exil zu gehen und das irakische Regime initiierte Arabisierungsprogramme, die zur Tötung und Vertreibung zahlreicher Kurden führten, und eine massive Flüchtlingskrise auslösten. Über 200.000 Kurden, die Mehrheit von ihnen Zivilisten, blieb keine andere Option als die Flucht in den Iran. Angesichts der strikten Arabisierungskampagne, die von der irakischen Regierung verfolgt wurde, zeichnete sich eine ernste Flüchtlingskrise ab.
Da die Lebensumstände in den überfüllten iranischen Flüchtlingslagern dramatisch waren und es keine Hoffnung auf eine baldige Besserung der Situation gab, entschloss sich die internationale Gemeinschaft dazu, aktiv zu werden. Ein Programm zur Unterstützung und Aufnahme kurdischer Flüchtlinge wurde gegründet. In diesem Rahmen erklärte sich Österreich dazu bereit, den ersten 100 kurdischen Flüchtlingen – die meisten unter ihnen waren Akademiker und Studenten – Asyl zu gewähren.
Trotz der Niederlage wurde der kurdische Befreiungskampf weiter fortgeführt. Mit Mustafa Barzani im Exil spaltete sich die Bewegung in zwei Fraktionen. Mustafa Barzanis Söhne Idris und Masoud setzten den Kampf als Führer der KDP fort, während Jalal Talabani 1976 die neue Patriotische Union Kurdistan (PUK) gründete.
- 1980er 1986 wurden Treffen zwischen KDP und PUK organisiert, um eine Annäherung der beiden kurdischen Parteien zu erreichen. Diese Versuche waren erfolgreich: 1987 gründeten Idris Barzani und Jalal Talabani gemeinsam die Kurdistan Front, die aus zahlreichen verschiedenen Parteien bestand. Das Fundament gemeinsamer Bemühungen für eine kurdische Autonomie war somit gelegt.
Mit dem Ausbruch des Iran-Irak Krieges 1980 nahm die Geschichte abermals einen verheerenden Lauf für die Kurden. Saddam Husseins Vergeltung für kurdische Vorstöße folgte 1983, als die irakische Armee 8000 Männer in der Gegend von Barzan tötete. Das Vorgehen gegen Barzani war ein erstes Vorzeichen einer anti-kurdischen Kampagne, welche 1988 schließlich in einem Genozid gipfelte. In diesem Jahr initiierte Ali Hasan al-Majid, später bekannt als „Chemie Ali“, die al-Anfal Kampagne, die Chemiegasangriffe, Deportationen, willkürlichen Verhaftungen und die Zerstörung ganzer Dörfer beinhaltete. Um die 200.000 Kurden wurden dabei getötet und Millionen zur Flucht gezwungen. Der Giftgasangriff auf die Stadt Halabja gilt bis zum heutigen Tag als der größte Chemiegasangriff auf eine zivile Bevölkerung in der Geschichte.
- 1990er Mit dem Ende des Golfkrieges 1991 begann ein neuer kurdischer Aufstand. Nach Luftangriffen auf kurdische Dörfer und Flüchtlinge nahe den iranischen und türkischen Grenzen, errichteten die USA, Großbritannien und Frankreich Flugverbotszonen sowie eine Schutzzone, um Kurden vor weiteren Angriffen des irakischen Regimes zu schützen.
Die UNO verhängte zudem ein Embargo gegen den Irak. Die irakische Armee zog sich schließlich im Oktober 1991 aus den kurdischen Gebieten zurück. Gleichzeitig wurde jedoch jede administrative Unterstützung aufgehoben und ein irakisches Embargo für die kurdischen Gebiete erlassen, welches die Versorgung der Region Kurdistan mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs erschwerte.
1992 wurden die ersten freien, fairen und demokratischen Parlamentswahlen in der Region Kurdistan abgehalten und die Autonomie sowie die Regionalregierung somit endgültig auf ein sicheres Fundament gestellt. Sieben Wahllisten wetteiferten um die verfügbaren Parlamentssitze. Die beiden führenden politischen Persönlichkeiten waren Masoud Barzani für die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) und Jalal Talabani für die Patriotische Union Kurdistans (PUK). Da jede der beiden Großparteien ungefähr die Hälfte der Stimmen und damit 50 Sitze gewinnen konnte, entschloss man sich zu einer Aufteilung der Macht. Die verbleibenden fünf Sitze wurden an Mitglieder der irakisch-christlichen Gemeinde verteilt. Die Wahlbeteiligung wurde allgemein als sehr hoch bezeichnet und auch Kurden aus den entlegensten Gebieten machten von ihrem demokratischen Recht Gebrauch. Externe Beobachter, wie zum Beispiel Human Rights Watch, Mitglieder des Österreichischen und Europäischen Parlaments oder ausländische Journalisten bewerteten die Wahlen als frei und fair.
Ab 1994 wuchsen jedoch die Differenzen zwischen KDP und PUK und gipfelten schließlich in einem Konflikt, der zur Gründung zweier unterschiedlicher Verwaltungen in Erbil und Sulaimani führte. Nach diesem über vier Jahre andauernden Konflikt unterzeichneten Masoud Barzani und Jalal Talabani unter Mediation der USA ein Friedensabkommen in Washington.
- 2000er Gemeinsam unterstützten die KDP und PUK, im Jahr 2003, die von den USA geleitete Operation “Iraqi Freedom“ um das Regime Saddam Hussein zu stürzen während Peshmerga erfolgreich an der Seite der USA mitkämpfte.
Die alten politischen Kräfte wurden entmachtet und mit einer neuen Verfassung entstand die neue föderale, demokratische und pluralistische Republik Irak. Die neue Verfassung des Irak, welche bei einem nationalen Referendum im Oktober 2005 mit großer Mehrheit akzeptiert wurde, erkannte die Autonomie der Region Kurdistan, sowie das Recht der Kurden, an der irakischen Bundesregierung aktiv teilzunehmen, an. In den nationalen Wahlen im Jänner 2005 wurde ein Zusammenschluss kurdischer Parteien zweitstärkste Kraft. Jalal Talabani wurde zum Interimspräsidenten des Irak, während Masoud Barzani im Juni 2005 von der kurdischen Nationalversammlung in das Amt des Präsidenten der Region Kurdistan gewählt wurde.
Am 21. Jänner 2006 einigten sich die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) und die Patriotische Union Kurdistans (PUK), die Meinungsverschiedenheiten aus der Vergangenheit zu überwinden und gemeinsam an der Zukunft der aufstrebenden Region zu arbeiten. Somit wurden die getrennten KDP und PUK Verwaltungen durch ein Vereinigungsabkommen zusammengelegt. Unterzeichnet vom Präsidenten der KDP Masoud Barzani sowie Jalal Talabani, Generalsekretär der PUK, ermöglichte das Abkommen eine Gleichverteilung der Regierungsposten zwischen den beiden Parteien, während es gleichzeitig auch der Vertretung der kleineren Parteien und Minderheiten der Region Rechnung trug. Zudem wurde mittels einer Erweiterung des Präsidentschaftsgesetzes die neue Stelle des Vizepräsidenten der Region geschaffen. Das Abkommen legt auch die führende Rolle des Parlaments in der Auswahl des Premierministers und seines Stellvertreters fest. In allen drei Regierungsbezirken der Region Kurdistan-Irak wurden gemeinsame Komitees aus Mitgliedern der KDP und PUK geschaffen, um eventuell aufkommende Fragen zu diskutieren und zu lösen, woraufhin der neue Premierminister der Regionalregierung Kurdistan, Nechirvan Barzani, das neue Regierungskabinett verkündete. Beide Seiten einigten sich mit Erfolg auf die Unterstützung der Kandidatur von Jalal Talabani in den föderalen Präsidentschaftswahlen. 2009 wurden die dritten Parlamentswahlen abgehalten und Masoud Barzani wurde erstmals direkt vom Volk zum Präsidenten der Region Kurdistan gewählt.
Nach den irakischen Parlamentswahlen im Jahr 2010 brach eine Diskussion zwischen den politischen Parteien aus, wer die neue Regierung formen sollte. Einerseits konnte der Iraqiya Block unter Iyad Allawi die meisten Parlamentssitze für sich gewinnen. Andererseits schloss sich Nuri Kamal al-Malikis State of Law Block, der eigentlich als zweitstärkste Partei aus den Wahlen hervorgegangen war, mit einer anderen Allianz zusammen und wurde so zur stärksten Kraft des Landes.
Nach einem neun Monate andauernden Disput vermittelte der Präsident der Region Kurdistan, Masoud Barzani zwischen den Fraktionen mit dem Versuch den politischen Stillstand aufzuheben. Im November 2010 wurde das Erbil Abkommen schließlich von Vertretern der verschiedenen Parteien, unter anderem der Kurdistan Alliance, der National Alliance und dem Iraqiya Block, unterzeichnet. Das Abkommen regelte die Machtteilung zwischen den unterschiedlichen politischen Allianzen, sicherte die Vertretung aller Parteien und bestätigte Nuri Kamal al-Maliki als Premierminister.