Das Gemeinsame Krisenkoordinierungszentrum (JCC) der Regionalregierung Kurdistan hat eine ausführliche Einschätzung zur Zerstörung der jesidischen Stadt Shingal (Sinjar) veröffentlicht. Das Begutachtungsteam stellte in dem Bericht ein hohes Ausmaß an Zerstörung der Stadt durch schwere Kämpfe, Luftschläge und durch von ISIS gelegte Sprengvorrichtungen fest. Die Stadt ist schwer beschädigt und ein Großteil der privaten Häuser wurde geplündert. Öffentliche Gebäude, Schulen, Krankenhäuser und öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Wasserleitungen sind zerstört. Öffentliche und private Vermögenswerte wurden entweder zerstört oder geplündert, einschließlich Ausrüstung, Mobiliar, sämtlicher Gerätschaften öffentlicher Institutionen, Privatbesitz, materieller Besitztümer und Nutztiere lokaler Bewohner, sowie sämtliches Eigentum von Unternehmen.
Die Natur und das Ausmaß des Schadens unterscheiden sich von einer Gegend zur anderen: Die Nachbarschaften um öffentliche Gebäude im Stadtzentrum sind vollständig zerstört, da viele mehrstöckige öffentliche Gebäude als Operationszentren und Kampfpositionen durch ISIS genutzt wurden. Die lokalen Geschäfte und Märkte wurden dem Erdboden gleich gemacht, manche durch die Kämpfe, manche, da sie von ISIS gezielt und mutwillig niedergebrannt oder zerstört wurden. Die ausgewählten Ziele waren mehrheitlich das Eigentum von Jesiden oder von anderen religiösen Minderheiten. Gebäude welche vormals in deren Besitz waren wurden von ISIS gekennzeichnet und dadurch zur Zerstörung freigegeben.
Es wird geschätzt, dass 70% der Infrastruktur des Sozialwesens und 30% aller privaten Häuser schwer beschädigt oder vollkommen zerstört sind. In diesem Zusammenhang werden die Kosten für die Wiederbereitstellung grundlegender öffentlicher Leistungen in den kommenden sechs Monaten auf 10,1 Millionen US Dollar (9,3 Millionen Euro) veranschlagt.
Die Bedürfnisse sind immens und die Verwaltung besitzt keinerlei Finanzmittel um auch nur die Unmittelbarsten davon zu befriedigen. Die geschätzten Kosten würden die akutesten Prioritäten decken. Dies würde ein Minimum an Leistungen bereitstellen, bis mehr Ressourcen zur Verfügung stehen um die vollständigen öffentlichen Leistungen, gemessen am Vorkrisenniveau, wiederherzustellen und um langfristige Investitionen in den Wiederaufbau und die Entwicklung der Stadt zu tätigen.
Sicherheit
Die Stadt wurde zwei Wochen vor der Erstellung dieser Einschätzung des Ausmaßes an Zerstörung befreit. Daher besteht die legitime Sorge und die vorherrschende Angst, dass die Stadt in hohem Maße vermint und mit Sprengfallen übersät ist. Das Ingenieurteam des Peshmerga-Ministeriums hat damit begonnen, die Stadt von Sprengsätzen zu räumen und am Tag des Besuchs des Begutachtungsteams waren die meisten Straßen und öffentliche Gebäude bereits davon befreit. Der Räumungsprozess nimmt aufgrund der weiten Verbreitung von Minen und anderen Sprengsätzen, der begrenzten Anzahl an Ingenieuren und der Größe der befreiten Gegend viel Zeit in Anspruch. Die Räumung der Sprengsätze bleibt eine der größten Prioritäten und die zentrale Voraussetzung, dass jegliche Aktion zu Restauration der öffentlichen Infrastruktur aufgenommen werden kann. Tabelle (1) stellt eine Übersicht über die Prioritäten und geschätzten Kosten für unmittelbare Bedürfnisse dar.
Es ist wichtig festzustellen, dass die Bevölkerung, allen voran die Jesiden, umfangreiche Unterstützung für eine sichere und würdevolle Rückkehr in ihre Heimat benötigen. Um Verhältnisse zu schaffen, in welchen sie in Sicherheit leben können, umfangreiche Rechte genießen und sich wirtschaftlich, sozial und psychisch erholen können ist Hilfe notwendig. Daher ruft die KRG die internationale Gemeinschaft auf, Finanzmittel und Unterstützung für alle Maßnahmen bereitzustellen, welche zum Wiederaufbau der Stadt Shingal und ihrer jesidischen Gemeinschaft beitragen.
Hier finden Sie die ausführliche Einschätzung zur Zerstörung von Shingal Stadt
