Österreich zeigte sich gegenüber Kurden aus dem Irak stets entgegenkommend. Während der 1970er und 1980er Jahre wurden nicht nur Flüchtlinge in Not aufgenommen, Österreich engagierte sich auch vor Ort und leistete wertvolle humanitäre Unterstützung. Seit der Ankunft der ersten irakisch-kurdischen Flüchtlinge im Jahr 1976 hat sich eine lebendige und aktive kurdische Gemeinschaft in Österreich entwickelt. Vor allem Wien wurde zu einem zentralen Punkt für Exilkurden, die auf Grund von Vertreibung und Verfolgung unter Saddam Husseins Regime ins Ausland flüchten mussten.
Während Wien nach wie vor die größte kurdische Gemeinschaft in Österreich beheimatet, leben heute auch in Graz und Linz zahlreiche Kurden. Viele der Flüchtlinge, die in den 70er und 80er Jahren nach Österreich kamen und hier ihre Hochschulbildung absolvierten, wirken heute als Berater, Botschafter und Parlamentarier beim Aufbau der Region Kurdistan-Irak mit.
Tradition und Kultur
Während der 1970er und 1980er Jahre wurden die kulturellen Aktivitäten für Kurden hauptsächlich von Studentenvereinen organisiert. Aktiv waren in Österreich etwa die Kurdish Student Society in Europe (KSSE) und die Association of Kurdistan Students Abroad (AKSA).
Noch heute, nach dem Aufbau einer stabilen und autonomen Region Kurdistan, gibt es eine aktive kurdische Gemeinde in Österreich. Kurdische Vereine in Wien, Graz und Linz praktizieren die Kultur und Traditionen der Region Kurdistan-Irak. Wichtige Feiertage, wie etwa Newroz, werden gerne gemeinsam mit österreichischen Freunden zelebriert.
Beispiele für kulturelle Aktivitäten sind außerdem das von Kurden gegründete Lalish Theater, das sich seit 15 Jahren der Vermittlung von Gesang, Tanz und Performance widmet, oder die kleine galerie, die sich unter kurdischer Leitung zu einer namhaften Wiener Institution entwickelt hat. Auch zahlreiche kurdische Musiker sind in Österreich aktiv. Gemeinsam mit Künstlern aus aller Welt, wurde etwa das international erfolgreiche Projekt scurdia von einem Kurden in Graz mitbegründet.
Die kurdische Yesiden Gemeinde sowie die aus der Region Kurdistan stammenden Christen in Österreich haben eigene religiöse Vereine.
Auch sportlich ist man in der kurdischen Gemeinschaft Österreichs aktiv. Bestes Beispiel ist der FC Newroz, der seit 2007 besteht und dem es 2012 gelungen ist, die Meisterschaft ihrer Liga der Wiener Diözesansportgemeinschaft für sich zu entscheiden.
Sprache und Forschung
Die kurdischen Schule in Wien organisiert seit 2004 Sprachunterricht und Freizeitaktivitäten für Kinder und interessierte Erwachsene. Ferner befasst sich ein eigenes Institut für Kurdologie im Rahmen einer akademischen Auseinandersetzung mit dem Thema Kurdistan. Seit seiner Gründung 1994 versteht sich das in Wien ansässige Institut als „Brücke zwischen Österreich und Kurdistan“. Neben der Publikation von Büchern in kurdischer und deutscher Sprache, verfügt das Institut über eine öffentlich zugängliche Bibliothek und organisiert verschiedene Workshops.
Das international tätige Centre of Halabja against Anfalization and Genocide of Kurds (C.H.A.K), das für eine Bewusstseinsbildung über die Verfolgung von Kurden unter Saddam Husseins Regime eintritt, verfügt seit zehn Jahren über eine Zweigstelle in Wien und organisiert regelmäßig Konferenzen.
Links
FC Newroz http://www.fcnewroz.com/
Institut für Kurdologie Wien http://www.kurdologie-wien.at/
kleine galerie https://www.vhs.at/1777.html
Kurdisches Zentrum Wien http://kurdisches-zentrum.at
Lalish Theater http://www.lalishtheater.org
scurdia http://www.scurdia.at