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Hoffnung gegen den Terror: Zur Sicherheitslage in der Region Kurdistan

Hoffnung gegen den Terror: Zur Sicherheitslage in der Region Kurdistan

Anfang Juni 2014 griffen die Milizionäre der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ die Metropole Mosul im Norden des Irak an und eroberten sie innerhalb weniger Tage. Mosul war das Finanzherz des Landes und ein großer Teil des Ölhandels der Republik verlief über die Millionenstadt. Zusätzlich gibt es zahlreiche Ölraffinerien in der Umgebung, mit denen sich IS ein Einkommen sichern konnte. Mit der Eroberung der Stadt rief IS die Gründung des „Emirats Irak“ aus, als Teil seines Kalifats. Als nächsten Schritt suchte IS Mosul mit Raqqa zu verbinden, seiner Hauptstadt in Syrien, was ihnen auch im August durch die Eroberung Sindschars gelang.

Immense Auswirkungen auf die Region Kurdistan

Sowohl der Vormarsch gegen Mosul, als auch der Angriff auf Sindschar lösten massive Fluchtbewegungen von Menschen, die Schutz in der Region Kurdistan fanden, aus. Die Terroristen des IS stießen bei ihren Angriffen auf geringen Widerstand, da vor allem die nördliche, sunnitische Bevölkerung des Irak sich von der schiitischen Regierung Malikis vernachlässigt und ausgenützt fühlte. Dementsprechend fielen die Hasspredigten der Terrororganisation auf fruchtbaren Boden; dass IS als einer der Wenigen auch tatsächlich regelmäßig monatlich Gehalt zahlte, trug ebenso seinen Teil dazu bei.

In Summe konnte IS daher mit anfänglich noch geringer Stärke große Teile des Nordens erobern – bis sie auf die Region Kurdistan trafen. Die KRG war zu Beginn völlig überrascht von der Brutalität und dem Fanatismus der Terroristen, die sich unter dem Motto „Wir lieben es mehr zu sterben, als ihr es liebt zu leben“ in mit Bomben bestückte Lastwagen setzten und an die Front fuhren. Trotzdem gelang es, mit Luftunterstützung der Vereinigten Staaten und anderer Koalitionsmitglieder, IS vor den Toren Erbils zu stoppen und an die Grenzen der Region zurückzudrängen.

Peschmerga führen Kampf gegen Terrormiliz an

Als immer mehr globale Unterstützung für die Peshmerga-Truppen aufkam – die deutschen Milan-Raketen, welche verwendet werden können, um Selbstmordattentäter in gepanzerten Lastwagen zu stoppen, erhielten in diesem Zusammenhang weit über die kurdischen Grenzen hinaus Anerkennung – begann die Rückeroberung der von IS besetzten Dörfer. Diese fand für die Region Kurdistan ihren bis dato Höhepunkt mit der Befreiung Sindschars im November 2015, als Peshmerga-Kämpfer mit Luftunterstützung der internationalen Koalition über der Jesidenstadt die Flagge der Region Kurdistan-Irak hissten.

Die Verteidigung und Rückeroberung gegen IS war jedoch teuer. Nicht nur die Kämpfe gegen die todessüchtigen Fanatiker stellten sich aufgrund der anfänglich ausrüstungstechnischen Unterlegenheit der Peshmerga – der IS hatte zahlreiche Waffen und Fahrzeuge von der irakischen Armee erobert – als eine Herausforderung dar. Zusätzlich hinterließen die Terroristen unzählige Sprengfallen und Minen, sodass jedes Dorf, jedes Haus und jedes Zimmer gründlich nach den gefährlichen Bomben durchsucht werden mussten. Seit Juni 2014 ließen insgesamt 1.466 Peshmerga bei der Verteidigung ihres Landes ihr Leben. 9.000 wurden im Einsatz oder durch Sprengfallen verletzt und 62 gelten als vermisst.

Befreiung Mosuls als bevorstehende Herausforderung

Derzeit wartet der ganze Irak auf die Befreiung Mosuls. Denn auch die irakischen Truppen konnten nach einer anfänglich schwierigen Zeit Erfolge verbuchen – mit kräftiger Unterstützung der Vereinigten Staaten gelang ihnen ein Rückerobern der verlorenen Territorien bis an die Grenzen der Öl-Metropole im Norden. Mosul wird derzeit von allen Seiten belagert, sowohl von der irakischen Armee als auch den Peshmerga-Truppen, doch der IS setzt weiterhin grausamste Methoden ein, um die strategisch wichtigen Dörfern rundherum unter ihrer Kontrolle zu behalten.

Wann die letzte große Offensive, der Kampf um Mosul, beginnt, ist noch ungewiss. Zu viele Fragen sind noch offen: Wie wird man mit einer erneuten, massiven Flüchtlingswelle umgehen und die bis zu eine Million erwarteten Flüchtlinge versorgen? Unter wessen Kontrolle kommt Mosul nach der Eroberung? Welche militärische Verantwortung kommt der irakischen Armee zu, welche den Peschmerga? Und was geschieht mit dem Irak nach dem Sieg über IS?

Das Wichtigste ist jedoch – man fragt nicht mehr, ob IS besiegt werden kann, sondern wann. Die Hoffnung behält die Überhand gegen den Terror.