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Kurdistan Review: Interview mit Dr. Ramazan

Kurdistan Review: Interview mit Dr. Ramazan

Dr. Mustafa Ramazan Goran spricht mit der Invest in Group (IIG) über die Verbindungen zwischen österreichischer und kurdischer Wirtschaft und Gesellschaft, welche die Vertretung der KRG in Österreich fördert.

IIG: Wie würden Sie die Beziehungen zwischen der KRG und Österreich beurteilen?

MRG: Wir haben das Glück, dass wir mit einer ausländischen Regierung eng zusammenarbeiten dürfen, deren Verbindung zur Region Kurdistan bis in die 1970er Jahre zurückgeht. Damals gewährte Österreich als eines der ersten Länder Asyl an Flüchtlinge aus der Region Kurdistan. Während den schwierigen Zeiten in den 1980ern hat Österreich seine Unterstützung stets aufrechterhalten. Heute festigen wir diese geschichtliche Bindung durch die Förderung und Vereinfachung des aktiven Engagements österreichischer Unternehmen in der Region. Die vielen offiziellen Treffen von Präsident Barzani mit Bundespräsident Fischer, sowie die Besuche von Minister Falah Mustafa und anderer hochrangiger Funktionäre mit dem österreichischen Kanzleramt, dem Außenministerium, als auch anderer Ministerien und Institutionen, einschließlich der Wirtschaftskammer Österreich, sind bezeichnend für unsere starke freundschaftliche Bindung.

IIG: Die österreichische Regierung hat eine Stelle zur Bearbeitung von Schengen-Visa in Erbil eröffnet. Wie glauben Sie wird dies die Bindungen zwischen der Region Kurdistan und Österreich verbessern?

MRG: Man kann die Wichtigkeit dieser Visa-Annahmestelle nicht genug betonen. Bevor die Annahmestelle im Jänner dieses Jahres eröffnet wurde, mussten Privatpersonen persönlich zu den österreichischen Botschaften in Amman oder Ankara reisen; ein langwieriger und auch sehr kostspieliger Prozess. Viele Kurden und Iraker besuchen Österreich regelmäßig als Touristen, Studenten oder Patienten und wir wollten helfen, das Antragsverfahren für diese Menschen leichter zu gestalten. Wir haben unsere Bedenken geäußert und auf ein besseres Verfahren für alle gedrängt. Auch der ehemalige österreichische Vizekanzler und ehemalige Außenminister Michael Spindelegger stimmte in Erbil während eines Besuches im November 2011 unseren Argumenten zu und betonte die Wichtigkeit der Eröffnung einer solchen Stelle. Heute können alle irakischen Bürger direkt in Erbil um ein Visum ansuchen.

IIG: Wie würden Sie die wirtschaftliche Bindung zwischen der Region Kurdistan-Irak und Österreich charakterisieren?

MRG: Zahlreiche österreichische Unternehmen nützen bereits die immensen wirtschaftlichen Möglichkeiten, welche die Region Kurdistan bietet. Austrian Airlines war 2006 die erste internationale Fluglinie, die Direktflüge nach Erbil anbot. Dies half immens, Kurdistan mit dem Rest der Welt zu verbinden. Weitere herausragende Beispiele österreichischer wirtschaftlicher Aktivität sind das Energieunternehmen OMV, und auch wie Doppelmayr, welches Seilbahnen am Berg Korek und in Slemani gebaut hat und welches derzeit an einem weiteren Projekt in Dohuk arbeitet. Neben diesen Großprojekten trifft sich unser Büro täglich mit kleineren österreichischen Unternehmen, welche immer mehr Interesse an den wirtschaftlichen Möglichkeiten in der Region Kurdistan zeigen. Obwohl am Anfang aufgrund der instabilen Sicherheitssituation in manchen Teilen des Irak natürlich ein wenig Zurückhaltung zu bemerken war, konnten diese Vorbehalte dank Informationsaustausch und Besuchen der Region Kurdistan weitgehend überwunden werden*. Nun ist unser Ziel B2B-Möglichkeiten zwischen Österreich und der Region Kurdistan zu fördern.

IIG: Arbeiten Sie mit dem österreichischen Handelsbüro in Erbil oder anderen Wirtschaftsgruppen mit Interesse an der Region Kurdistan zusammen?

MRG: Die Existenz eines österreichischen Handelsbüros in Erbil, sowie die aktive Teilnahme österreichischer Unternehmen an zahlreichen Handelsmessen unterstreichen das große Interesse, das österreichische Unternehmen an der Region Kurdistan zeigen. Wir planen in den kommenden Monaten branchenorientierte Veranstaltungen zu organisieren, da wir fest davon überzeugt sind, dass der Agrar- und der Tourismussektor der Region Kurdistan, welche beide von unserer Regierung als Schwerpunktbereiche festgelegt wurden, stark von der umfangreichen österreichischen Expertise und Erfahrung in diesen Sektoren profitieren können.

*Dieses Interview wurde vor den jüngsten Ereignissen im Irak geführt.

Die gesamte Ausgabe der Kurdistan Review klicken Sie bitte hier The Kurdistan Review Issue 6, 2014/2